Howmet TX Turbine Le Mans 1968

Schon lange hatte ich dieses skurrile Gefährt, welches von PROTO Slot Kits heraus gebracht wurde, im Auge. Es passte nur in keine meiner bisherigen Sammlungen. So war ich gerne bereit, für Karsten aus Berlin an dieser Stelle die Ärmel hochzukrempeln! Aber... Ja, dann kam das große "Aber"! Zwischenzeitlich ist es echt zur Unsitte geworden, die Resine-Bodys bei PROTO nur noch vorlackiert zu verkaufen, für echt teuer Geld! Bereits in der Vergangenheit hatte ich mehrfach Kontakt mit Chris Boyer und bat ihn, mir jeweils unlackierte Karosserien zu schicken. Der Guss an sich ist nicht schlecht, jedoch werden viele Unebenheiten, speziell an den Rändern und in den Radhäusern, einfach überlackiert!



Das hatte mich erstmals beim Porsche 917 Langheck gestört, dessen Heckunterteil noch nicht einmal komplett lackiert war, sondern noch den Abdruck der Haltezange aufwies und auch nicht mehr nachlackiert wurde! Und das für gesalzene Preise! Bei der Howmet-Turbine hielt es sich in Grenzen, obwohl ich versucht war, den ganzen Body ins Bremsflüssigkeitsbad zu werfen und die einheitlich weiße Lackierung abzubeizen! Weitere "Klippen", die es zu umschiffen gab, war die seltsame Angewohnheit von Chris, bei der Motorisierung ausschließlich auf die PSK-Chassis zu setzen. Das bringt bei diesem und einigen anderen Modellen eine völlig beknackte Lücke im Cockpit mit sich, weil der Motor mit seinen Anschlüssen zu hoch baut und einfach ins Cockpit hineinragt! Demgemäß hat auch der Fahrer im Rücken eine Aussparung! Absolut nix für mich - da krieg' ich echt die Motten! Zu allem Übel war auch noch ein völlig "falsch gekleideter" Fahrer mit im Kit: Chris hatte dem Howmet TX eine Figur mit Jethelm, Brille und Staubtuch beigefügt, also die typische Konfiguartion von offenen Sportwagen oder F1-Rennern! Und das in einem geschlossenen Rennwagen! Die historischen Fotos belegen meine Wahl des des Fahrers und auch seiner Helmfarbe - nur ist nicht klar, ob es Bob Tullius ist oder sein "Co" Hugh Dibley, der hier ins Volant greift! Glücklicherweise hatte ich noch eine passende Fahrerfigur in meinem Fundus!
Das Loch im Cockpit habe ich mit einem passend zugeschnittenen Stück schwarzem Fotokarton verschlossen, so dass hier nichts mehr von dem "Übel" erkennbar ist. Die Lackierung erfordert viel Fingerspitzengefühl. Zwar hat PROTO eine Lackierschablone beigelegt, was grundsätzlich sehr löblich ist. Diese haftet  allerdings nicht so gut auf dem Lack und neigt - speziell in den kurvigen Bereichen - zum Aufklaffen. Ich entschied mich bei der Lackierungsvariante für den Wagen mit der #23, weil ich u.a. die orangenen Markierungen, die ihn von seinem Schwesterauto mit der #22 unterscheidbar machen sollten, optisch sehr  schön fand. Aber auch, weil mit Bob Tullius ein berühmter Fahrer mit am Steuer saß - auch wenn die Howmet TX mit ihrer 3-Liter Gasturbine mit der #23 nicht in die Wertung kam, weil sie nicht die mindest erforderliche Distanz zurückgelegt hatte. Sie war schlichtweg zu langsam! Das Schwesterauto mit der #22 und Richard "Dick" Thompson und Ray Heppenstal am Steuer schied in der 9. Stunde in Runde 84 nach einem Unfall aus.



In meiner Realisierung dieses seltenen Renners setzte ich erneut auf das verstellbare Sebring-Chassis von MRRC. Die Felgeneinsätze von PROTO, die dem Kit beilagen, waren mir zu grob ausgefallen. Außerdem sah Chris Boyer Reifenbeschriftungen als Decals vor, die absolut zu dick und zu groß waren! Da kam es mir gerade recht, dass ich einen passenden Satz Halibrand-Kompletträder mit dreiflügeliger Zentralmutter von REVELL vorliegen hatte! Wunderschön und absolut vorbildgerecht! Ich hatte sie mir mal für ein Projekt einer Cobra gekauft, das dann aber nie umgesetzt wurde. Das Chassis des Howmet habe ich verbleit, denn durch das Cockpit mit angegossener Turbinenattrappe kommt sehr viel Gewicht nach oben! Und mit Magneten sollte man solche Pretiosen - falls überhaupt! - erst gar nicht bewegen! Der Grad zum Abflug ist dann extrem schmal und bei einem Gesamtgewicht von 117 g schlägt schon mal eine gewisse Masse in die Leitplanke ein!

Beim Heck des Boliden musste ich ein wenig improvisieren: PROTO hat es versäumt, die charakteristische "Stoßstange" beizufügen. Das ärgert einen dann schon, denn auf jedem Bild vom Heck des Howmet ist dieses Bauteil sichtbar! Es einfach unter den Tisch fallen zu lassen ist echt ätzend! Also mal wieder in der Grabbelkiste gewühlt und "ein Bauteil völlig anderer Provenienz" zurecht geschnitten und geschliffen - passt! Ich habe es in kleine Bohrungen im Chassis eingelassen. Ein sensibles Teil zwar für den Fahrbetrieb und erst recht bei Abflügen, für mich für die Optik jedoch unerlässlich!

Insgesamt betrachtet musste doch deutlich mehr Arbeit in dieses Modell gesteckt werden als ich erwartet hatte. Aber das Ergebnis entschädigt - wie so oft - für die vielen Klippen, die es zu umschiffen galt! Ein außergewöhnlicher Renner, mit seiner einzigartigen Historie und in seiner Farbgebung ein echter "eye catcher" in jeder Vitrine und auf jeder Bahn!

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