Ford P68 BOAC 500 Brands Hatch 1968

Schor vor ca. 10 Jahren bekam ich bei Frank Haseloff mit, dass er den 1:32er Airfix-Ford P68 aus dem Jahr 1968 abändern wollte, weil ihm die Front nicht gefiel. Sie war im Bausatz zu breit und zu kurz geraten, die gesamte Form der Fronthaube war einfach nicht stimmig. Frank ist dafür bekannt, eine Karosserie auch mal eben der Länge oder der Breite nach zu zerteilen und neu zusammenzufügen, wenn er beim Nachmessen Unstimmigkeiten entdeckt.
Sein Urmodell des P68 zeigte sich derart gelungen, dass er sich entschloss, davon Abgüsse fertigen zu lassen und mit Alexander Ehl  (Herausgeber der COL, des Car-Online-Slotcar-Magazins) über dessen Label CRC (Classic Race Cars) eine Auflage von 50 Karossen gießen zu lassen. Unter der Laufnummer CRC-02 erschienen dann die durchnummerierten 50 Transkits aus Resine, die binnen kürzester Zeit vergriffen waren.

 

Zum Umfang des Kits gehörte neben der optimierten Karosserie (die jedoch bereits eine Variante darstellte, wie an der vorgezogenen Lippe am Ölkühler zu erkennen ist) auch eine Resine-Fahrerfigur. Zum Aufbau eines kompletten Slotcars benötigte man jedoch noch einen kompletten Airfix-Kit. Davon werden Teile des Chassis und vor allem das Cockpit verwendet. Eine Bauanleitung mit Baustufenfotos und reichlich Erklärungen sollte dafür sorgen, dass der Slotcar-Enthusiast zum Ziel gelangt.

 


Nun ist Frank Haseloff auch dafür bekannt, dass er ein begnadeter Eigenbauchassis-Konstrukteur ist – was ich schlichtweg nicht bin! So wich ich ein wenig von der Anleitung ab und versuchte meinen eigenen Weg der Konstruktion. Ich verwendete nicht nur einen originalen FLY-Motorhalter (von einem 917er Porsche), sondern auch dessen Vorderradaufhängung. Als Verbindung verwendete ich ein passend geschnittenes Stück Alu-Blech. Frank verwendet Messing und lötet daran die Vorderradaufhängung an. Nicht mein Ding, ich kann nicht löten, höchsten braten!

 


Bei der Bearbeitung der Karosserie kam es jedoch zu Problemen. Frank rät, die Schraubzapfen vorzubohren und dann die Karosserieschrauben einzulassen. Die Zapfen sind jedoch so dünn, dass sie gleich reißen oder brechen. Dieser Umstand kommt daher, weil Frank an seinem Urmodell Messingröhrchen angeklebt hat, in die er Kabelisolierungen von 3 x 1,5 NYM-Kabel einfügte. Die Messingröhrchen haben dabei jedoch einen sehr geringen Außenquerschnitt. Da bei mir drei von vier Karosseriehaltern unbrauchbar wurden, habe ich sie herausgefräst und durch Polistyrolröhrchen von Evergreen mit 3 mm Außendurchmesser ersetzt. In diese habe ich dann die Kabelisolierungen mit Sekundenkleber eingeklebt.

Ebenfalls fernab der Anleitung fügte ich ein Stück der Airfix-Karosserie aus dem unteren Heck in die Resine-Karo ein, sie wurde verspachtelt und verschliffen. Zu offen war mir das Heck, egal wie sich dieser (minimale) Gewichtszuwachs später auf die Fahreigenschaften auswirken würde.

 

In die lackierte Karosserie sollte nach Bauplan das originale Glasteil von Airfix eingesetzt werden, jedoch muss das Fenster über dem Ansaugtrakt des V8-Motors abgetrennt und separat eingeklebt werden. Ich habe die Karosserie dahingehend verfeinert, dass ich Scheinwerfer und Zusatzleuchten als Glaslinsen aus dem Zubehörsektor eingefügt habe. Auch verschloss ich den Lufteinlauf zum Ölkühler an der Front mit einem Gitter-Decal.

 


Wie zu erkennen ist, weist mein P68 nicht die markante Lippe am Kühler auf. Ich entschloss mich zur Darstellung der frühen Version, die beim BOAC 500-Rennen 1968 in Brands Hatch von Bruce McLaren und Mike Spence pilotiert wurde. Dabei kamen mir die Abziehbilder aus dem Airfix-Bausatz sehr entgegen, auch wenn diese bei manchen Sponsorenbildchen nicht die korrekte Größe aufweisen.

 


Den angedeuteten Ansaugtrakt des Motors verfeinerte ich dadurch, dass ich angegossenen Trichter des Bausatzteils entfernte und durch Aderendhülsen ersetzte.

 


Das große Erschrecken setzte dann allerdings ein, als ich die fertiggestellten Bauteile miteinander verschrauben wollte! Dabei zeigte sich, dass das Glasteil genau an der Stelle, wo der Pilot seinen Helm nahezu an die Scheibe anlehnte, das Glasteil extrem dick gegossen war! Das Abschleifen/Ausfräsen des Glasteils reichte jedoch nicht aus, so dass ich den Pilotenhelm kurzerhand etwas abflachte um eine Passung zu erreichen – Fehlanzeige! Immer nochnicht genug Platz! Im weiteren Verlauf schliff ich den kompletten Unterboden des Cockpits ab, um erneut ein paar Zehntelmillimeter zu gewinnen. Erst nach komplettem Ausschöpfen aller relevanten Bauteile durch Kürzung/Beschneidung konnte ich die beiden Karosseriehälften zusammenfügen! Und das am komplett fertigen Modell! Ein Horror-Szenario!


 

Nun baue ich ja nicht zum ersten Mal ein Slotcar, auch gehen mir Scratchbauten leidlich gut von der Hand. Aber diese Modell… Wie muss es einem Slotcar-Enthusiasten gehen, der kaum oder nur gelegentlich „bastelt“, dem aber z.B. Lötarbeiten so gar nicht liegen. Hier war aus meiner Sicht die Messlatte dieses Transkits einfach zu hoch angesetzt. Zugegeben, das Modell des P68-Sportprototypen baut ohnehin schon extrem flach – aber dennoch! Kein Spaziergang für den Anfänger im Modellbau oder Gelegenheitsbastler unter den Slotracern!

 



Ich bin ein wenig enttäuscht von diesem Transkit, denn er stellt zu hohe Anforderungen, um ein vorzeigbares Modell zu präsentieren. Mein P68 war eine Auftragsarbeit für Karsten aus Berlin, dem ich damit einmal mehr eine Freude machen konnte. Denn diese frühe Version gibt es bislang von keinem Hersteller, auch wenn NSR mittlerweile diverse (sehr gelungene) P68-Varianten auf dem Markt hat.


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