Welcher Teufel mag mich geritten haben,
als ich
den neuen Matra-Bausatz von Proto in der Hand hielt…
Folgende Umbauabschnitte vom 69er Kurzheck
zu 70er Le Mans Langheck waren zu beachten:
Auf diesem Foto sieht man weiterhin, dass
die Innenseite der Radhäuser und auch ein Stück der
Motorhaube bearbeitet werden musste, um Platz für das Chassis, die
Räder und den Motor zu bekommen. Unbearbeitet schleift das Ritzel
an der Unterseite der Motorhaube! Dabei sollen doch aber die Räder
sauber in den Radhäusern eintauchen. Also: Sehr vorsichtig
nacharbeiten und ausschleifen! Passt man nicht auf hat man sich sehr
schnell durch die Motorhaube geschliffen.
Nun zum Wesentlichen, dem Karosserieumbau.
Im Vorfeld trennte ich die beiden
Lufthutzen der Getriebekühlung auf der Heckabdeckung mit einem
Skalpell ab, um sie im weiteren Verlauf der Arbeiten nicht zu
beschädigen. Sie werden später wieder an die gleiche Stelle
geklebt.
Zwei Möglichkeiten boten sich mir
für die Gestaltung des Langhecks grundsätzlich an. Einerseits
das Erstellen einer Rahmenkonstruktion der verlängerten hinteren
Kotflügel durch Messingröhrchen und deren
anschließender Beplankung – Spachteln und Schleifen
eingeschlossen. Diese Variante wäre sicher von Belang, wenn man
durch Gewichtsersparnis noch halbwegs gute Fahreigenschaften mit diesem
Umbau-Renner erzielen will. Kurz überlegt: Will ich nicht! Also:
Massives Spachteln (2K-Feinspachtel aus dem Kfz-Bereich des
Baumarktes)! Hierzu diente mir als „Armierung“ eine Schraube mit einem
kleinen Kopf, die in jede Seite des Hecks eingedreht wurde und
anschließend 14 mm überstehen sollte.
Ein weiterer Millimeter Überstand
besteht dann noch aus Spachtelmasse. Da die Innenseiten des Heckkonus
senkrecht waren, passte ich eine 1mm starke Polystyrolplatte ein, die
nach der Verspachtelung in Form gebracht wurde.
Dann blieb nur noch das Zuspachteln
übrig! Da die eingesetzte Schraube zusätzlich im Heck
verklebt wurde, ist eine ausreichende Stabilität gegeben. Die
grobe Form des Konus wurde mit einer Elektrofeile gestaltet, dann
ging’s sehr mühselig per Hand und Schleifpapier quer durch alle
Körnungen weiter.
Nach dem Aufsetzen der Trägerplatten
für die Rücklichter konnten auch die
Kühlluftöffnungen auf der Heckabdeckung wieder angebracht
werden. Auf deren Höhe wird seitlich in den Kotflügen das
Lager für den Heckspoiler gefräst und durch die zentrale
Stütze des Spoilers ergänzt. Die Aufnahme der zentralen
Spoilerstütze stammt ebenso wie der Spoiler selbst aus meiner
Grabbelkiste (er gehörte zu einem 1:43er Calsonic-Nissan). Zwei
kleine Nadelstücke bildeten die Gelenke der Spoilerfläche.
Soviel zum Heck.
Arbeiten wir uns weiter in Richtung Front
durch, so stellen wir fest, dass der Bausatz die Ansaugöffnungen
für die MS09-Version des V12-Triebwerks wieder gibt. In dieser
Variante waren die Ansaugtrichter in V-Form angeordnet. Die
Motorvariante, die den Langheck in Le Mans 1970 befeuerte, nannte sich
MS12 und da standen 2 Reihen der
je 6 Ansaugtüten parallel nebeneinander. Also: Verschließen
der
vorhandenen Öffnungen (von unten hatte ich eine dünne
PU-Folie
gegen geklebt, das Verspachteln erfolgte hier probehalber mit
Glasfaserspachtel,
die auf den Fotos dunkelgrau erscheint) und Auffräsen einer neuen,
8x22 mm großen Öffnung, die im hinteren Bereich ausgerundet
ist.
Die 70er LM-Version des Matra-Simca hatte im Gegensatz zur 69er
Variante einen etwas anderen Fahrerbereich. Hier war der Beifahrersitz
weiter abgedeckt und die Bordwand des Fahrers erhöht. Beides ist
leicht mit 1mm Plastikplatten zu bewerkstelligen, Spachteln und
Schleifen inbegriffen. Etwas schwieriger wird es aber mit dem
geänderten Windschutz des Fahrers. Wurde dieser 1969 noch als
Plexiglasscheibe eingesetzt, war sie 1970 bereits massiv. Aus
dünner Kunststofffolie klebte ich von unten eine Art Stütze
gegen, die von oben her verspachtelt und in Form geschliffen werden
musste – eine reine Fleißarbeit!
Gleiches galt für die geänderte
Abluftführung des Ölkühlers in der Front. Wiederum aus
dünner Plastikfolie schnitt ich mir eine Schablone, die
zunächst an die alte Austrittsöffnung angeklebt wurde
(Referenzfotos für die Formgebung beachten!). Von der Seite her
wird sie schlichtweg mit Spachtelmasse verschlossen, in Form gebracht
und verschliffen.
Aus meiner Sicht ist der dem Bausatz
beigefügte Draht zur Erstellung des Überrollbügels zu
stark. Ich verwendete eine zurecht gebogene Büroklammer, die mit
einer Stütze aus dem gleichen Material ergänzt wurde. Vor dem
nächsten Bauabschnitt gilt es, den Bügel an den vorgegebenen
Fixpunkten der Karosserie zu montieren.
Vor der sich nun anschließenden Grundierung ist es wichtig, alle
Spachtelarbeiten nochmals genau auf etwaige angeschliffene
Luftbläschen zu überprüfen und diese ebenfalls zu
verschließen, also
immer wieder nachspachteln und schleifen. Eine gute Ausgangsbasis
für
eine gute Grundierung ist das komplette Abbürsten/Entfetten der
Karosserie mit einer alten Zahnbürste und Zahnpasta! Selbst
kleinste Löchlein, die evtl. mit Schleifstaub zugesetzt wurden,
sind danach gut zu erkennen.
Nach der Grundierung mit Kfz-Primer erfolgte die endgültige
Lackierung. Der weiße Fahrerbereich erhielt zunächst die
weiße Farbgebung (Revell), die nach einer ausreichenden
Trockenzeit abgeklebt wurde. Aus meiner Sicht bringt der Revell-Lack 52
den blauen Matra-Farbton recht gut rüber, damit erfolgte sodann
die Lackierung der restlichen Karosserie.
Nach dem Aufbringend der Decals von Bruce Pattos (in Ergänzung mit
einigen Abziehbildern aus dem Kit) und dem Einsetzen der Scheinwerfer
und ihren Abdeckungen kam die Deckschicht von MiPA-2K-Lack zum Einsatz.
Ebenfalls nach ausreichender Trockenzeit der Karosserie verbaute ich
das modifizierte Cockpit des Porsche 908. Hierzu wurde die komplette
hintere Bordwand mit dem Motorträger entfernt, passend zurecht
geschliffen
und am vorderen Ende eine Trägerplatte angebracht, die wegen des
Schraubzapfens in der Karosserie mittig ausgeschnitten sein muss.
Auch für „Francois Cevert“ stand eine kleine Modifikation an: Beide Arme der FLY-Figur wurden abgetrennt und in einer tieferen Position wieder an den Körper angebracht. Die Haltung der FLY-Figuren ist ab Werk ohnehin ein wenig seltsam… Francois musste aber auch noch ein wenig tiefer ins Cockpit rutschen, so wurde ihm schlicht das „Hinterteil“ entfernt. Alternative: Den Sitz großflächig ausschneiden, dann rutscht der Fahrer ebenfalls tiefer ins Cockpit. Auch das Porsche-Amaturenbrett fand im Matra Verwendung. Zugeschnitten und unter die Verkleidung geklebt rundet es die Cockpitausstattung so richtig ab.
Dem Bausatz liegt zwar eine Resine-Fahrerfigur bei, die mich jedoch nicht überzeugen konnte. Zum Einen wären viele Gußfehler zu verspachteln gewesen, zum Anderen sitzt der Fahrer aus Platzersparnis nur in einem halben Sitz, die Hälfte seines Rückens und der linken Schulter fehlen ebenfalls. Da war mir ein Zurechtschneiden des Porsche 908er Cockpits und die Verwendung des FLY-Fahrers allemal lieber!
Bei der Nachbildung des Motors griff ich
ein wenig in die Trickkiste. Die Vergitterung des Ansaugtraktes wurde
mit sehr feinem Maschengewebe nachgebildet, die darunter befindlichen
Ansaugtrichter sind aber nur ein Foto:
Es ist in der französischen Flunder
einfach kein Platz im Heck, um einen dreidimensionalen Ansaugtrakt
eines 12-Zylinders unterzubringen. Es reichte ja kaum für den
FLY-Motor! Also hielt ein Ferrari 512er-Motor aus einem Langheck-Modell
als Fotomodell her. Das digital nachbearbeitet und in der passenden
Größe ausgedruckte Foto (s.o.) klebte ich unter den
Gitterdraht! Fertig ist die Illusion! Tests ohne die „Motorattrappe“
Als abschließenden Gimmick
verwendete ich
das Getriebe- und Kühlluftbauteil des Porsche 908, das zur
weiteren Detaillierung
ins Heck des Matras geklebt wurde.
Alles in Allem ging der Umbau wesentlich
leichter und mit weniger Schwierigkeiten von der Hand als
befürchtet. Ich bin eher ein Spachtel- und Schleif-Muffel, aber
hier war es nun einmal das Wesentliche, um zu einem
außergewöhnlichen Fahrzeug zu gelangen – mit einem recht
ansprechenden Ergebnis, wie ich finde! Eine äußerst
seltene Erscheinung, dieser Langheck-Matra, fuhr er in dieser
Version doch ausschließlich 1970 im Le Mans-Rennen! So
manchem Le Mans-Sammler läuft bei diesen Bildern sicherlich das
Wasser im Munde zusammen... ;o))