Spätestens seit der
Herausgabe des Buches von William Adair aus Australien im Juni, „First
World
War Aircraft in Scale“, in dem er einige seiner unglaublich
detaillierten
scratch (!) gebauten 144er Doppeldecker vorstellt, hing ich am Haken!
Schon
seit dem ersten Erscheinen dieser Shortrun-Bausätze aus dem Hause
Valom hatte
ich immer wieder mit einem Kauf geliebäugelt – wegen des allseits
gefürchteten
„Drahtverhaus“ aber immer wieder gezögert. Jetzt aber!
Da ich als Kind schon mal
den Uralt-Kit der Fokker Dr.1 von Revell im 32er Maßstab
zusammengeklatscht
hatte, lag es recht nahe, es nun mit einer Miniatur in meinem
Lieblingsmaßstab
1:144 zu versuchen.
Betonen möchte ich
dennoch, dass ich mir das Buch von William Adair nicht gekauft
habe!
Meine Ängste, beim Anblick der Pretiosen dieses absoluten Meisters
völlig
entmutigt zu werden, waren einfach zu groß. Bill ist von Hause
aus Gold- und
Silberschmied, er entwirft individuellen Schmuck und stellt ihn auch
selbst
her. Dahinter stehe ich (ohne eine handwerkliche Grundausbildung
vorweisen zu
können) ziemlich ab!
Und dennoch: Ich wollte sehen, was da so geht! Wie groß ist meine „Leidensfähigkeit“?
So fiel meine erste Wahl
auf den Doppelkit Nr. 14421 von Valom aus der Serie „Duels in the Sky“.
Er
beinhaltet jeweils zwei Bausätze der Fokker Dr.1 und der Sopwith
F.1 Camel.
Dabei ist pro Flugzeug je eine Markierungsversion möglich.
Der Bau und die
Lackierung sind bei diesen Winzlingen schnell erledigt etwa
Spachtelarbeit an
der Rumpfnaht bzw. den Flügelansätzen musste schon sein, aber
nichts Wildes.
Ein wenig mehr Dynamik
wollte ich den Fliegern durch ein Heraustrennen der Steuerflächen
ermöglichen,
es sollte zu den geplanten Flugmanövern passen. Interessant wird
es dann bei
den beiliegenden Ätzteilen, welche u.a. die Verstrebungen der
Flügel
darstellen. Bei der Fokker geriet das Ganze noch recht einfach. Da die
Streben
durch den mittleren Flügel durchgesteckt werden, bekommt die ganze
Fuhre eine
gute Stabilität. Die wenigen Verstrebungen der Dr.1 habe ich mit
0,2 mm
gerichtetem Stahldraht dargestellt – beim Bau der Sopwith Camel habe
ich dann
0,1 mm Messingdraht verwendet. Dieser ist zwar weicher, aber bei der
geringen
Länge hängt er dennoch nicht durch. Dieses Material
hätte ich auch bei der
Fokker verwenden sollen, im Nachhinein wollte ich es dann aber doch
nicht mehr
umarbeiten. Die Befürchtung, es könnte Schäden an der
Lackierung geben, war mir
einfach zu groß. Vielleicht baue ich später nochmal einen
weiteren Dreidecker.
Bei der Camel habe ich
einiges gelernt – lernen müssen! Da is‘ sie wieder, die
Leidensfähigkeit! Bis
auf die Verspannung hatte ich den Flieger fertiggestellt, um dann erst
die
Decals aufzubringen. Schwerer Fehler! Das Hantieren am Flugzeug –
obwohl ich es
auf einen Montagestab befestigt hatte – führte zu einem Abknicken
der
Flügelverstrebungen. Also: Alles nochmal!
Besser ist es, die obere
Tragfläche komplett fertig zu stellen, also inklusive der Decals,
mit dem
erforderlichen Klarlack-Sandwich, quasi bis auf den noch fehlenden,
abschließenden matten Decklack – und sie dann erst mittels der
Ätz-Streben mit
der unteren Fläche zu verbinden! Die Streben habe ich mit
minimalem Aufbringen
von Sekundenkleber befestigt. Dies gelang mir überraschenderweise
gut und
stellte keine Probleme dar.
Beim ersten Sichten des
Bausatzes fielen mir die rudimentär dargestellten MGs beider Typen
auf. Bei der
mittlerweile verblichenen 3D-Druck-Seite Shapeways organisierte ich mir
rechtzeitig
noch vor Toresschluss neben den deutschen 08/15 MGs auch die britischen
Vickers-MGs. Diese waren vom Druck her deutlich feiner als die 08/15er.
Zusätzlich orderte ich Pilotenfiguren aus der Zeit des ersten
Weltkriegs, die
nun meine kleinen Fliegerchen bemannen – sogar mit wehendem Schal, den
hier
aber nur der Fokker-Pilot trägt.
Den Effekt der drehenden
Propeller habe ich wieder einmal mit Ätzteilen von PropBlur aus
den USA
umgesetzt. Es gefällt mir einfach besser als die (halb-)
transparenten
Klarsichtscheiben. Die Befestigung auf dem Sockel gelang mittels 1mm
Messingstäbchen, die ich mattschwarz lackiert habe.
Natürlich wollte ich
eine
Luftkampfszene darstellen. Schnell war ein passendes Luftbild einer
Landschaft
mit Feldern aus dem Web gefunden. Zwar gibt es auch nachkolorierte
Fotos der
grauenhaften Trichterlandschaften aus der Luft – aber das war mir dann
doch zu
heftig. Das Foto brachte ich auf einem Sockel von Green Stuff World
auf,
Abmessungen oben 10 x 10 cm. Eine Miniatur des berühmten Ordens
„Pour le
Mérite“ habe ich samt Ordensband an der Frontseite angebracht,
die
Seitenflächen des Sockels geben Informationen zu den Maschinen und
ihrer
Piloten wieder. Auf der britischen Seite habe ich mich für die
Camel mit der
Werksnummer B5592 von 2nd L. Alex Couston vom Australian Flying Corps,
No. 4
Sqn., entschieden. Im rot-weißen Dreidecker mit der Werksnummer
479/17 sitzt
Lt. August Raben von der Jasta 18. Beide Maschinen wurden so im
Frühjahr 1918
geflogen, wobei es unwahrscheinlich ist, dass sich gerade diese beiden
Piloten
am Himmel begegnet sind. Insofern ist die dargestellte Szene fiktiv.
Einige Fotos habe ich
retuschiert, um den störenden Blick auf die
Stützstäbchen zu eliminieren. Abschließend
kann ich sagen, dass mir der Bau dieser beiden Winzlinge sehr viel
Spaß gemacht
hat, es war sicher nicht der letzte Ausflug in eine andere Epoche! Von
mir daher
eine klare Kauf- und Bauempfehlung!